Letztes Wochenende war ja die Wahl des deutschen Bundespräsidenten (für alle, die es noch nicht wissen sollten: Frank-Walter Steinmeier bleibt für weitere fünf Jahre in diesem Amt) und da kam die Frage auf, warum es des Bundespräsidenten heißt, obwohl es ja nur ein Bundespräsident ist.
Das ist so, weil es im Deutschen zwei Deklinationsklassen gibt: Die Standarddeklination (1. Deklination) und eine besondere Deklination, die nur maskuline Nomen betrifft: Die n-Deklination (= 2. Deklination). Dabei haben alle Formen die Endung -(e)n außer Nominativ Singular.
Zum Beispiel das Nomen Mensch:
Nominativ Akkusativ Dativ Genitiv |
Singular der Mensch den Menschen dem Menschen des Menschen |
Plural die Menschen die Menschen der Menschen der Menschen |
Nom. Akk. Dat. Gen. |
Singular der Mensch den Menschen dem Menschen des Menschen |
Plural die Menschen die Menschen der Menschen der Menschen |
Was ist das jetzt genau für eine Gruppe von maskulinen Nomen?
1. Entscheidend sind vor allem die Endungen und fast alle dieser Nomen sind lebendig:
-and/-ant -ent -ist -e -at/-et/-it/-ot -nom -soph |
der Kommandant, der Elefant der Student, der Präsident, der Quotient der Tourist, der Polizist, der Optimist der Junge, der Löwe, der Psychologe der Kandidat, der Automat, der Athlet, der Bandit, der Idiot der Astronom, der Ökonom der Philosoph |
-and/-ant -ent -ist -e -at/-et -it/-ot -nom -soph |
der Kommandant, der Elefant der Student, der Präsident der Tourist, der Optimist der Junge, der Psychologe der Automat, der Athlet, der Bandit, der Idiot der Astronom, der Ökonom der Philosoph |
Es heißt also:
mit dem neuen Kommandanten, des kleinen Elefanten, unter dem Quotienten, für einen Jungen, mit einem Löwen, des Kandidaten, von so einem dummen Idioten, die Zahlen des Ökonomen, von einem berühmten Philosophen, etc. etc.
2. Dann gibt es noch einige maskuline Nomen mit anderen Endungen, die nach diesem Deklinationsmuster funktionieren, wie zum Beispiel:
der Bär, der Nachbar, der Bauer, der Prinz, der Zar, …
also: dem großen Bären, mit dem neuen Nachbarn, des Bauern, dem Prinzen, für einen Zaren, etc.
3. Es gibt auch noch Spezialfälle, bei denen die Endung wechselt. Der bekannteste Fall ist vielleicht
der Herr, den Herrn, dem Herrn, des Herrn, Pl. Herren
4. Folgende Nomen nehmen ein Genitiv-s noch dazu:
der Buchstabe, dem Buchstaben, des Buchstabens
der Friede, dem Frieden, des Friedens
der Gedanke, dem Gedanken, des Gedankens
der Glaube, dem Glauben, des Glaubens
der Name, dem Namen, des Namens
der Wille, dem Willen, des Willens
5. Und zum Schluss noch eine Ausnahme: das einzige neutrale Nomen mit n-Deklination, Herz
das Herz, das Herz, dem Herzen, des Herzens, Pl. die Herzen

Was könnt ihr jetzt tun, wenn ihr bei diesen ganzen Spezialfällen unsicher seid und die n-Deklination euch zuviel ist?
Erstens: Entspannt euch. Auch viele Menschen, die Deutsch als Muttersprache haben, machen hier nicht alles richtig.
Zweitens: Teilt die Spezialfälle auf und schreibt jeden auf einen Zettel. Jeden Tag nehmt ihr dann einen dieser Zettel und lernt nur den. Ihr könnt euch die Zettel auch an euren Kühlschrank oder an euren Badspiegel hängen und die Sachen im Vorbeigehen lernen.
Drittens: Bekommt die n-Deklination ins Gefühl. Sehr gut dafür: deutsche Bücher lesen. Das ist auch spannender als Deklinationsklassen auswendig zu lernen, dafür ist unser Gedächtnis eh nicht optimal aufgestellt. Eine funktionierende Methode ist: Lest ein Buch und unterstreicht dabei die Nomen mit n-Deklination. Welches Buch? Schaut doch mal in meine Buchempfehlungen.
Viertens: Benutzt ein gutes Wörterbuch, das zeigt euch die Deklination zu jedem Nomen. Allerdings müsst ihr dazu die Abkürzungen verstehen.
Und wie das genau geht, das erkläre ich euch in einem der nächsten Beiträge!
Es grüßt euch herzlich
Claudia
www.deutsch-mit-freude.de – Deutschunterricht